Forschung

Forschung zum Küstenschutz

Es ist ein Blick entlang einer Küstenabruchkante bei Ahrenshoop zu sehen.

Lokale Wahrnehmung von Küstenschutz in Ahrenshoop

Eine natürliche Küste?

Ahrenshoop liegt auf dem Fischland, einer schmalen Landbrücke, die einen Teil der Darß-Zingst-Ausgleichsküste bildet. Obwohl kaum bebaut, ist die heutige Ahrenshooper Küste weitgehend anthropogen geprägt. Sie umfasst ein komplexes Küstenschutzsystem, das größtenteils in der Verantwortung des Staates liegt.

Dazu gehört eine sogenannte harte Küstenschutzinfrastruktur (Deiche, Buhnen und Wellenbrecher), die durch naturnahe Küstenschutzmaßnahmen wie Sandaufspülungen, Dünenbepflanzung und Schutzwälder ergänzt wird. An der Boddenküste hat zudem die landwirtschaftliche Melioration durch die Umwandlung von Küstenmooren und Salzwiesen in Weideland zu einer erheblichen Umgestaltung der Küste geführt. 

Ein Blick auf die Dünenbepflanzung in Wustrow. Links daneben Strandkörbe und die Ostsee.

Der Küstenschutz als Balanceakt

Der steigende Meeresspiegel und der Klimawandel stellen die Küste, die per se dynamisch ist, vor immer größere Herausforderungen. Nach dem Hochwasserschutzgesetz ist der Staat in erster Linie für den Schutz der Siedlungen zuständig. Dabei muss er den gesellschaftlichen Nutzen des Küstenschutzes mit den wirtschaftlichen Kosten und ökologischen Auswirkungen vergleichen, was eine komplexe Aufgabe und einen Balanceakt bedeutet. Das Fischland spielt eine strategische Rolle auf regionaler Ebene, da es dazu beiträgt, Gemeinden am Saaler Bodden zu schützen, die sonst von Hochwassern betroffen wären. Darüber hinaus sehen Naturschutzgesetze und Landschaftsschutzrichtlinien den Schutz von Küstenlebensräumen und Sedimentquellen vor. Der rapide Rückgang der Steilküste südlich von Ahrenshoop wird deshalb zugelassen.

Lokale Perspektiven über den Küstenschutz verstehen

Im Rahmen des ECAS-Baltic-Projekts wurde im vergangenen Herbst eine Umfrage über die lokale Wahrnehmung und die Präferenzen für den Küstenschutz in Ahrenshoop durchgeführt. Erste Ergebnisse zeigen, dass Natur und Landschaft als wichtigster Faktor für die regionale Verbundenheit wahrgenommen werden. Gleichzeitig werden naturbedingte Prozesse wie Küstenerosion, Stürme und Hochwasser als starke Bedrohungen wahrgenommen. Die Mehrheit der Befragten betrachtet den Klimawandel als zukünftiges Risiko, insbesondere seine Auswirkungen auf die Häufigkeit und Schwere von Überschwemmungen und Küstenrückgang. Dabei wurden Sandaufspülungen mehrheitlich als geeignete Maßnahme zur Anpassung an den Meeresspiegelanstieg wahrgenommen. Einige Befragte hatten jedoch Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit und der ökologischen Auswirkungen. Unzufriedenheit wurde hauptsächlich beim fehlenden Schutz der Steilküste formuliert. Außerdem wurden mehr Transparenz und Mitbestimmung gewünscht.

Die vorläufigen Ergebnisse der Umfrage wurden im Juni 2022 vor Ort auf einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Die abschließende Diskussion zeigte unterschiedliche Perspektiven über naturbasierte Küstenschutzmaßnahmen sowie deren lokale Akzeptanz. 

Im BMBF-Projekt „ECAS-BALTIC – Strategien des ökosystem-verträglichen Küstenschutzes und der ökosystem-fördernden Küstenanpassung für die Deutsche Ostseeküste“ steht die Erforschung innovativer, nachhaltiger Küstenschutzansätze an der deutschen Ostseeküste im Mittelpunkt. Seit November 2020 ist der Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und angewandte Geographie, vertreten durch Dr. Cristina de la Vega-Leinert, Partner im Projekt.

Die Grafik zeigt das Logo: Campus 1456

Autor*innen Info

Der Beitrag wurde verfasst von
Cristina de la Vega-Leinert

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