„Ich habe tolle Leute kennengelernt und hatte eine wundervolle Zeit“
Im Gespräch mit Alena Marie-Christin Zeitler, Alumna der Universität Greifswald.
Frau Zeitler, erzählen Sie bitte erst einmal über Ihren beruflichen Werdegang.
Ich komme gebürtig aus Würzburg und habe mein Abitur in Radebeul bei Dresden gemacht. Dort fing ich mit einem Fernstudium an, weil ich das Konzept und das Prinzip des Fernstudiums spannend und interessant fand. Außerdem gab es den Studiengang, den ich machen wollte, nicht in Dresden.
Meinen Bachelor absolvierte ich in Management von Gesundheitseinrichtungen und begann danach meinen Master ebenso an einer Fernhochschule, der Apollon. Nachdem ich in etwa die Hälfte des Masters abgeschlossen hatte, überkam mich der Gedanke, dass es nicht ausreicht, immer nur im Fernstudium von zu Hause aus zu lernen. Natürlich bin ich nebenbei arbeiten gegangen, d. h. ich hatte auch die Möglichkeit rauszukommen um soziale Kontakte zu pflegen, aber das war nicht genug. So habe ich mich relativ spontan an der Universität Greifswald für den Studiengang Health Care Management beworben und wurde angenommen. Entsprechend pausierte ich den ersten Master und absolvierte meinen zweiten Master in Greifswald, wo ich zwei wundervolle Jahre lebte. Was ich natürlich nicht kommen sah, war die Pandemie und dass ich mich erneut in einer dem Fernstudium ähnlichen Lernsituation wiederfinden würde.
Was hat Sie dazu motiviert, den Masterstudiengang Health Care Management in Greifswald zu studieren?
Es war das Studieren in Präsenz und dass ich gerne einen universitären Alltag mitbekommen wollte, so wie ihn meine Freunde um mich herum erlebten. Und auch das Interesse am Thema Promotion. Promovieren über die FH ist sicher inzwischen zum Teil möglich, aber immer noch schwierig. Ich wollte es mir nicht so schwer machen, sondern mir gerne möglichst viele Optionen für den Berufseinstieg offenhalten und deswegen habe ich mich für den Master entschieden.
Wieso haben Sie sich für Greifswald als Studienort entschieden, gab es bestimmte Beweggründe?
Ich fand den Schwerpunkt in Greifswald mit der intensiven Auseinandersetzung des Krankenhausbereichs sehr spannend. Ich fand auch den Titel Health Care Management interessant und vor allen Dingen gut in Ergänzung zu meinem ersten Master in Gesundheitsökonomie. An der Universität Bielefeld, wo ich jetzt promoviere, kann man einen Master in einem ähnlichen Bereich studieren. Das geht aber stark in die gesundheitsökonomische Richtung, in der ich jetzt beruflich tätig bin und in den Bereich des ersten Masters. Ich fand es gut, noch einmal einen neuen Schwerpunkt im Lebenslauf zu setzen und einen anderen Themenbereich intensiv kennenzulernen.
Ich hatte auch große Lust auf den Norden, die Ostsee und die Gelegenheit vor Ort in Präsenz zu studieren. Mein Bachelor zum Beispiel war zwar in Wismar, jedoch im Rahmen eines Fernstudiums. Deswegen hatte ich zum Norden bislang noch keinen Bezug und ergriff die Chance, diesen näher kennenzulernen.
Was waren für Sie persönlich die Highlights Ihres Studiums?
Das Erste, an das ich denken muss, sind die Gruppenarbeiten. Gruppenarbeiten sind ja ein zweischneidiges Schwert. Ich finde sie insofern herausfordernd, als dass man viele unterschiedliche Leute an einen Tisch bringt und am Ende ein glattes Gesamtergebnis hat. Es war aber auch eine sehr spannende und lehrreiche Zeit. Gerade im Hinblick auf den Beruf, in dem man sich ja auch immer wieder in Teamarbeiten wiederfindet. Damals waren die Herausforderungen, dass wir uns mitten in der Pandemie befanden und die Leute entsprechend verteilt waren. Zum Teil auch auf anderen Kontinenten, mit anderen Zeitzonen, und sich da zu koordinieren war spannend und herausfordernd.
Ansonsten habe ich die Zeit in Greifswald sehr genossen. Ich habe tolle Leute kennengelernt und hatte eine wundervolle Zeit dort. Ich mag die Stadt sehr gerne, mit der Nähe zum Hafen, zu Eldena und dem Strand. Ich habe auch ziemlich zentral gewohnt, sodass ich viel unternehmen konnte.
Das Schöne an Greifswald sind eigentlich diese beiden Standardsätze, die man immer wieder hört. Erstens, du gehst aus der Tür und begegnest zwangsläufig mindestens einem Menschen, den du kennst. Und zweitens, dass man zwei Mal weint. Einmal, wenn man nach Greifswald kommt, und einmal, wenn man geht. Genauso ging es mir auch. Anfangs dachte ich: „Himmel Herrgott, wo bin ich hier gelandet? Die Stadt ist im Vergleich zu Dresden, wo immerhin 500 000 Menschen leben, ja winzig klein.“ Doch im Laufe der Zeit habe ich Greifswald lieben gelernt. Es ist einfach eine großartige Stadt zum Studieren, und ich kehre immer wieder gerne zurück, um die Freunde zu besuchen, die noch dort leben.
Wie ging es nach dem Masterabschluss in Greifswald weiter?
Nach meinem erfolgreichen Abschluss des Studiums war für mich klar, dass ich nicht in Greifswald bleiben möchte. Die Entfernung zu meiner Familie in Bayern und zu meinen Freunden war letztlich zu groß. Ich entschied mich für Bielefeld und arbeite jetzt in der gesundheitsökonomischen Beratung. Wir bieten wissenschaftsbasierte Beratungen an und arbeiten mit verschiedenen Institutionen im Gesundheitswesen zusammen. Parallel dazu nahm ich meinen ersten begonnenen Master an der Apollon Hochschule für Gesundheitswissenschaften in Gesundheitsökonomie wieder auf und schloss diesen im September ab. Im Oktober hat mein Promotionsstudium an der Universität Bielefeld begonnen, das in direktem Zusammenhang mit meinem Beruf steht. Ich promoviere also extern, arbeite in Vollzeit und bin nebenbei in das Promotionsprogramm eingeschrieben.
Und heute arbeiten Sie in einem jungen Start-up?
Als ich 2021 mit dem Studium fertig geworden bin, zog ich direkt nach Bielefeld und ging zu Vandage, meinem heutigen Arbeitgeber. Jetzt, knapp zwei Jahren später, ist es schon kein Start-up mehr, sondern ein gefestigtes Unternehmen. Aber ich bekam die Anfangs-Start-up-Zeit mit. Ich war die dritte bzw. vierte Mitarbeiterin, die angefangen hat. Die anderen beiden haben zwei Wochen vor mir begonnen, entsprechend war hier wirklich noch alles sehr neu und im Aufbruch. Was toll war, denn dadurch hatte man auch Mitgestaltungsmöglichkeiten. Wir haben flache Hierarchien, nette und intelligente Chefs und das ist einfach eine gute Mischung. Wenn man Vorgesetzte hat, die großen Wert darauflegen, dass man sich wohlfühlt, sich mit seinem Wissen, seinem Arbeitsethos wirklich entfalten und einbringen kann, ist das toll, um bestmöglich arbeiten zu können.
Und neben Ihrer Arbeit im Unternehmen promovieren Sie?
Genau, das ist gekoppelt. Das stand auch damals in der Stellenausschreibung, weshalb ich mich für diese Position beworben habe. Die Promotion ist mit einem Projekt verknüpft, das ich über die Arbeit betreue. Daher kann ich einen Teil meiner Arbeitszeit dafür nutzen, an meiner Promotion zu arbeiten.
Und wie gestaltet sich Ihr Arbeitsalltag?
Der Arbeitsalltag ist eigentlich ein klassischer projektbasierter Arbeitsalltag. Man hat seine Projekte, die größeren und die kleineren, an denen man arbeitet. Es kommen kontinuierlich Neue dazu und es sind auch oft große Projekte dabei, die über mehrere Jahre hinweg laufen. Das heißt, man bekommt Projektaufträge von Kund*innen und updatet sich regelmäßig über die Zwischenstände. Und am Ende läuft das Ganze meist auf eine wissenschaftliche Publikation hinaus. Auch die Veröffentlichung von Berichten, Kongressteilnahmen oder Vorträgen ist Teil der wissenschaftsbasierten Beratung.
Inwiefern hat Sie das Studium in Greifswald auf Ihre heutigen Aufgaben im Arbeitsalltag vorbereitet?
Das Wichtigste, was einem ein Studium meiner Ansicht nach vermitteln sollte, ist das selbstständige Erschließen von komplexen Thematiken und die kontinuierliche Auseinandersetzung mit neuen Wissensgebieten. Man sollte auch in der Lage sein, sich Lösungsansätze zu überlegen und zu erarbeiten. Das Herangehen an komplexe Themen ist definitiv etwas, was man im Studium lernt. Darüber hinaus bekommt man natürlich auch das methodische Werkzeug an die Hand. Methodisches Werkzeug im Sinne von: Wie funktioniert eine systematische Literaturrecherche? Wie funktioniert eine gesundheitsökonomische Evaluation? Das sind alles Themen, die immer noch relevant für meinen Arbeitsalltag sind. Des Weiteren bringt das Studium wichtige soziale Fertigkeiten mit sich, insbesondere die Teamarbeit, die man durch Gruppenarbeiten erlernt. Das bereitet durchaus auch auf den Berufsalltag vor. Und natürlich benötigt man den Studienabschluss, um sich auf Stellen bewerben zu können.
Haben Sie eine Empfehlung für Interessierte des Studiengangs Health Care Management oder Studienanfänger*innen?
Was mir persönlich am meisten gebracht hat, ist, einen Zeitplan zu haben. Zu wissen, wann man was macht, um das große Ganze im Blick zu behalten. Das betrifft nicht nur die einzelnen Module in einem Semester, sondern auch die langfristige Planung, insbesondere im Hinblick auf die Masterarbeit. Das will zeitlich vorbereitet sein und wenn es erst im vierten Semester auffällt, kann es problematisch werden. Daher ist es ratsam, sich bereits im dritten Semester mit der thematischen Vorbereitung der Masterarbeit zu beschäftigen, insbesondere in Verbindung mit Praxispartnern.
Das gleiche gilt auch für das Praktikum. Es ist wichtig, sich rechtzeitig mit der Organisation des Praktikums auseinanderzusetzen. Das sind Dinge, die langfristig geplant werden müssen, weil sie auch von anderen Personen abhängen.
Die letzte Frage: Haben Sie einen Lieblingsplatz im Heimathafen Greifswald?
Es gibt mehrere Orte, die ich sehr gerne mag. Was natürlich jeder sagen wird, ist zuallererst der Hafen und dann kommt vermutlich auch schon Eldena. Und ansonsten war es bei mir auch die Parkbank in der Nähe des „Klo‑Döner“. So hieß er inoffiziell, offiziell meine ich den Bagdad-Döner. Diese Bank war Teil der sogenannten „Ringrunde“, die wir während der Corona-Pandemie gelaufen sind, wenn man sich nur zum Spazierengehen mit Abstand im Freien treffen konnte.
Liebe Frau Zeitler, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
Autor*innen Info
Das Interview führte Lina Schmidt. Sie ist Studentische Hilfskraft in der Stabsstelle Hochschulkommunikation.